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Channel: Susanne Blondundblau - FANKULTUR.COM - FANKULTUR.COM
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Ausgepowerte Schalker erkämpfen hochverdienten Punkt gegen Rote Bullen

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Der erleichterte Spielbericht

Schalke 04 mit 120 Minuten und einer fetten Enttäuschung in den Knochen und ohne Leon Goretzka, der Tabellenzweite RB Leipzig ausgeruht und mit früher Führung ausgerechnet (!!!) durch Timo Werner: Klingt furchtbar, ist es aber nicht. Mit einer Energieleistung erkämpfen sich die Königsblauen einen Punkt und sind am Ende dem Sieg sogar näher.

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Der 23. April ist der „Tag des deutschen Bieres“, nicht der Brause. Die Schalker, die sich rund um die Arena mental auf das Spiel vorbereiten, wissen somit, was sie zu tun haben… Auffällig ist, dass die Einlasskontrollen deutlich länger dauern  als sonst. Bei den Fans, die im Regenschauer vor den Toren ausharren müssen, nährt das Spekulationen, ob gezielt nach Anti-Red-Bull-Sachen gesucht wird.

Kumpel und Malocher gegen Dosen

Über der Nordkurve prangt das große Banner „Gegründet von Kumpeln und Malochern“, das bereits im Hinspiel Schalke von dem „Konstrukt“ abgrenzen sollte und – obwohl eine Tatsache  - teilweise als Provokation der als „von Dosen gegründeten“ Leipziger interpretiert wurde. Ansonsten bleiben bis auf vereinzelte kleine Anti-RB-Plakate optische Proteste aus.

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Für verbale Beschimpfungen gilt das nicht: Die Nordkurve Gelsenkirchen listet auf einem Infoflyer Argumente gegen RedBull auf und fordert zu besonderem Support auf. Und erwartungsgemäß fällt der Empfang für Timo Werner für seine oscarreife Schwalbe im Hinspiel deftig aus. Nach „Wer kreist so wie ein Falke...?“ gibt es beim Verlesen der Mannschaftsaufstellungen ein gellendes Pfeifkonzert, „Timo Werner ist ein Hurensohn“-Sprechchöre und die Aufforderung „Alle auf die 11, alle auf die 11…“. Besonderen Applaus bekommt hingegen Sead Kolasinac für seine Energieleistung gegen Amsterdam trotz nicht ganz auskurierter Verletzung.

Timo Werner und Schalke werden keine Freunde

Zum Steigerlied ist die Nordkurve ein einziges blauweißes Fahnenmeer. Eine Heimbilanzstatistik kann noch nicht verlesen werden, ist dies doch die erste Begegnung in Gelsenkirchen zwischen den beiden Clubs, stattdessen gibt es die für Schalke durchaus erfreuliche Bilanz unter Schiedsrichter Perl. Auch das Vereinslied kommt mit großer optischer wie akustischer Unterstützung „rüber“. Danach gibt es die „Ruhrpottkanaken“ und das nächste Pfeifkonzert, als Timo Werner den Anstoß ausführt.

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Coach Markus Weinzierl bietet erstmals Guido Burgstaller und Klaas Jan Huntelaar von Anfang an als Doppelspitze im 4 – 4 – 2 auf, doch die Gäste erwischen den besseren Start und wirken – wenig überraschend – frischer. In der 14. Minute rächt sich Timo Werner effektiv für das Pfeifkonzert, das jede seiner Ballberührungen begleitet: Nach einer Flanke von Bernardo lässt er Kapitän Höwedes ziemlich als aussehen und erzielt per Kopf das 1:0 für Leipzig. In den 60.916 Köpfen in der fast ausverkauften Veltins-Arena formt sich ein Gedanke: AUSGERECHNET DER!!! Und obwohl die rote Nummer 11 eher zurückhaltend jubelt, gibt es die nächsten Gesänge über Hurensöhne, Hurensohnvereine und Scheiß Red Bull.

Kurz darauf vergibt Forsberg die Chance zum 2:0. Das Schalker Publikum befürchtet angesichts der Belastungen der Schalker aus der Euroleague-Schlacht gegen Amsterdam eine Klatsche und stärkt der Mannschaft mit „Kämpfen und siegen!“ und „Geh‘n mit dir auf jede Reise, fahr’n mit Dir zu jedem Spiel, steh‘n zu Dir in schlechten Zeiten“ den Rücken. Und tatsächlich, angetrieben von „Seo“ Kolasinac auf links und Coke auf rechts gelingt es den Knappen langsam, sich aus der Leipziger Umklammerung zu lösen.

Rätselhaftes Spruchband

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Für Rätselraten sorgt ein Spruchband im Gästeblock. „Der Mäzen des autoritärsten Vereins welch Witz nennt sich selbst ein Pluralist" prangt dort weiß auf rot. „Tausche Taurin gegen Akkusativ“ ätzt ein Schalker in Block M, doch der Sinn des Banners bleibt im Dunkeln. Böse Bemerkungen erntet auch der Linienrichter auf der Gegengeraden, der direkt mehrfach der Ballhöhe um etliche Meter hinterhinkt. „Hat der arme Mann seine gelbe Binde mit den drei Punkten vergessen?!“

So richtig glücklich werden die Schalker mit Perl und seinen Assistenten nicht; Stambouli sieht gelb wegen Meckerns, mehrere Fouls der Gäste bleiben hingegen ungeahndet. Ralf Fährmann muss mehrfach Kopf und Kragen riskieren und drischt teilweise fast an der Mittellinie die Bälle weg. Doch bis zur Pause bleibt der Kasten sauber! Nur der s04 ist mein Verein, niemals lasse ich Dich allein…

RB-Fans im Schalker Stammland?

Mehrheitliches Fazit in der Pause: Besser als befürchtet, aber noch Luft nach oben. Und: Wieso zur Hölle gibt es im „Schalker Stammland“ in Herne einen RB-Fanclub, dessen Logo deutlich sichtbar am Gästeblock prangt?! In der Würstchen-Fanbox tritt auch Eurofighter Mike „Buyo“ Büskens mit Glückwünschen und dem Eurofightersong an. „So einer würde uns immer noch gut zu Gesicht stehen, als Fighter und Identifikationsfigur!“

Fanbetreuer Kirsche blickt auf die Spiele gegen Ajax und in Darmstadt zurück und macht den Auswärtsfahrern ein ausdrückliches Kompliment für das emphatische Schweigen bei der Wiederbelebung des kollabierten Darmstädters. Es folgen eine Einladung zu "Laut gegen Rechts" am kommenden Samstag und der Hinweis, dass der Gästeblock für die nächste Auswärtsbegegnung in Leverkusen restlos ausverkauft ist. Die Auswärtsinfo mit Parkhinweisen folgt in Kürze. Vor dem Wiederauflaufen der Teams sorgt ein Flitzer für leichte Irritationen, als er mit einem Anti-RB-Schal friedlich fast über den ganzen Platz spaziert, bis ihn zwei Ordner über die Bande drängen und widerstandslos abführen können.

Traumstart dank des Hunters

Und Schalke erwischt einen Traumstart in den zweiten Durchgang: Nach nicht einmal einer Minute Köpft Klaas-Jan Huntelaar eine Caligiuri-Flanke unhaltbar für Gulacsi zum 1:1 ein. Torschütze und Schalkefans schreien gleichermaßen ihre Erleichterung hinaus!

Die Nordkurve wird sofort wieder lauter und fordert „Steht auf, wenn Ihr Schalker seid“, „Auf geht’s Blau-Weiß“ und „Schalke 04 für jetzt und alle Zeit“. Auf dem Platz hat Königsblau jetzt Oberwasser, doch Burgstaller (50.) und Coke (63.) treffen nicht ins Netz. Mit Allessandro Schöpf für Daniel Caligiuri kommt eine frische Offensivkraft, doch auch der österreichische Dauerläufer kann kurz nach seiner Einwechslung eine Kopfballchance nach einem Freistoß von Max Meyer nicht nutzen (66.).

In der 73. Spielminute holt Keita Bentaleb rüde von den Beinen, sieht aber „nur“ gelb. Das gleiche Schicksal erleidet Meyer, der Keita in die Hacken tritt. Die Trainer bringen mit di Santo für den unermüdlich rackernden Burgstaller und Riether für Meyer sowie Ilsanker für Forsberg und Burke für Werner frische Spieler, aber das zuvor spannende und intensive Spiel verflacht jetzt ein wenig: Beide Mannschaften scheinen mit dem Punkt gut leben zu können. Auch die Nordkurve intoniert zufrieden „Die ganze Stadt steht hinter Dir“

Ein Ergebnis, mit dem alle leben können

Der Schlusspfiff wird denn auch allseits begrüßt, das Ergebnis geht aufgrund der deutlichen Schalker Leistungssteigerung insbesondere in den zweiten 45 Minuten vollkommen in Ordnung. Schalke hat die besseren Chancen, Leipzig leichte Überlegenheit bei Ballbesitz und Zweikämpfen. Beide Mannschaften bekommen Applaus ihrer Anhänger. Fazit der Schalkefans: Ein verdienter Punkt gegen den ausgeruhten Tabellenzweiten ist nach dem Kraftakt am Donnerstag aller Ehren wert, auch wenn er in der Tabelle nur bedingt weiterhilft!

Ganz ähnlich fällt das Fazit von Markus Weinzierl in der Pressekonferenz aus: „Im ersten Durchgang hat man gesehen, dass wir nach dem Ausscheiden aus der Europa League drei schwere Tage hinter uns hatten. Das haben wir in der Halbzeitpause auch so besprochen und in der zweiten Hälfte dann ein besseres Gesicht gezeigt. Die Belohnung war der schnelle Ausgleichstreffer. Nach dem 1:1 haben wir uns gut ins Spiel gearbeitet. Die Mannschaft hat sich gewehrt und alles investiert, was nach den 120 Minuten gegen Ajax Amsterdam möglich war. Wir haben vielleicht nicht gut gespielt, aber alles gegeben und diesen Punkt erarbeitet. Wenn ich mir die Statistiken anschaue, ist das Ergebnis gerecht.“ Für einen Lacher sorgen die demonstrativ vor RB-Coach Hasenhüttl aufgestellten Energydrinks eines Konkurrenzherstellers, doch auch er beurteilt das Ergebnis als verdient.

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Schalke hat nunmehr erstmalig nach der Länderspielpause keine englische Woche vor der Brust. Das lässt hoffen, dass die Mannschaft frische Kräfte schöpfen und mit Rückkehrern wie Goretzka auch am Freitag in Leverkusen punkten kann!


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